Josef Kraus

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Josef Kraus (* 4. August 1949 in Kipfenberg, Landkreis Eichstätt) ist Oberstudiendirektor und Gymnasiallehrer sowie Diplom-Psychologe. Seit 1987 ist er Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, der größten Lehrerorganisation in Deutschland außerhalb des DGB bzw. der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Er lebt in Ergolding bei Landshut.

Josef Kraus
Josef Kraus

Leben und Wirken

Schule und Studium

Josef Kraus bestand 1969 am Willibald-Gymnasium in Eichstätt sein Abitur. Anschließend studierte er in Würzburg von 1971 bis 1977 Deutsch und Sport für das Lehramt an Gymnasien. Sein Zweites Staatsexamen legte er in Ingolstadt ab. Ein Jahr darauf machte er ebenfalls in Würzburg sein Psychologie-Diplom.

Lehrtätigkeit

Ab 1980 unterrichtete er für 15 Jahre als Gymnasiallehrer in Landshut und war als Schulpsychologe für den Regierungsbezirk Niederbayern zuständig. Seit Februar 1995 ist er als Oberstudiendirektor am Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg bei Landshut tätig.

Ehrenämter

Josef Kraus bekleidete von 1979 bis 1987 verschiedene Vorstandsämter im Deutschen Philologenverband. Seit 1987 ist er Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), der Dachorganisation der Verbände der Lehrer an Gymnasien, Realschulen, beruflichen Schulen und Wirtschaftsschulen.

Im hessischen Wahlkampf 1995 trat Kraus für den damaligen hessischen Spitzenkandidaten und ehemaligen Bundesinnenminister Manfred Kanther als dessen Schatten-Kultusminister auf.

Bildungskritiker und Sprachpfleger

Bei der Anhörung der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Rechtschreibreform am 4. Mai 1993 in Bonn kritisierte Josef Kraus die Rechtschreibreform. [1] Anlässlich der PISA-Studie stellte er fest, die Reform habe zu einer höheren Fehlerquote im Rechtschreiben geführt, [2] und es habe sich „eine gewisse Beliebigkeit“ eingeschlichen. [3] Kraus warnt daher vor einer Dekultivierung durch nachlässigen Sprachgebrauch. [4] Die Reform werde in breiten Schichten der Bevölkerung nicht akzeptiert. Die Schule lehre daher eine Orthographie, die außerhalb der Schule immer weniger praktiziert werde. Das ergebe ein „viel größeres Chaos“. [5][6]

Zu schulpolitischen Themen schreibt Kraus regelmäßig im „Rheinischen Merkur“, in der „Welt am Sonntag“ und in die „Politische Meinung“ und spricht Kommentare für das Politische Feuilleton im DeutschlandRadio.

Josef Kraus verfaßte drei Bücher, in denen er die Mängel des deutschen Schul- und Bildungssystems kritisiert – Spaßpädagogik – Sackgassen deutscher Schulpolitik (1998), Der PISA-Schwindel (2005) und Ist die Bildung noch zu retten: Eine Streitschrift (2009).

Aktion „Lebendiges Deutsch“

Im Herbst 2005 gründete Josef Kraus zusammen mit dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, Walter Krämer, und dem Journalistenausbilder Wolf Schneider die Aktion „Lebendiges Deutsch“.

Auszeichnung

  • 2008 Bundesverdienstkreuz am Bande

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Berufsinformation für Gymnasiasten: Aktion des Deutschen Philologenverbandes e.V.; Neue Wege einer praxisnahen Information zum Übergang von der Schule in Ausbildung und Beschäftigung; Ergebnisbericht der Tagung vom 14. - 15. Oktober 1983 im IHK-Bildungszentrum in Westerham bei München (Vorträge, Arbeitsgruppenergebnisse, Maßnahmen); [Tagungsbericht] Arbeitskreis Gymnasium und Wirtschaft. [Redaktion: Josef Kraus]. [München]: Arbeitskreis Gymnasium und Wirtschaft, 1983, 108 S.
  • Alternative Arbeitsmärkte für Lehrer. Erfahrungen, Untersuchungen, Ratschläge. [Bearb.: Josef Kraus]. Bundesarbeitsgemeinschaft der Referendare und Studienräte im DPhV, Deutschen. Philologenverband, Verband der Lehrer an Gymnasien. Landshut: Bundesarbeitsgemeinschaft der Referendare und Studienräte, 1984, 60 S.; 2. Auflage, 1986, 64 S.
  • Schule und Lehrerberuf in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Materialien- und Aufsatzsammlung für Lehrer und Bildungspolitiker in der DDR. Deutscher Lehrerverband. Josef Kraus (Hrsg.). 2. Auflage. Bonn: Deutscher Lehrerverband ,1990, 320 S.
  • Schule und Lehrerberuf. Eine Materialien- und Aufsatzsammlung für Lehrer und Bildungspolitiker in den neuen deutschen Ländern. Deutscher Lehrerverband. Josef Kraus (Hrsg.). 3. Auflage. Bonn: Deutscher Lehrerverband, 1990, 352 S.
  • Spaßpädagogik. Sackgassen deutscher Schulpolitik. München: Universitas, 1998, 268 S.; 2., erg. Auflage, 1998, 278 S., ISBN 3-8004-1374-4
  • Verlierer in Schulbänken. Die schulischen Argumente der Schreibreformer tragen nicht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. August 2000, Feuilleton. Wiederabdruck in: Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung. Frankfurt am Main, Oktober 2000, Seite 87-89 - im Netz
  • Lehrerimage, Lehrernachwuchs und Lehrerbildung. Vortrag, 18. Juni 2003 in Berlin. Bund Freiheit der Wissenschaft. Berlin-Mitte: Bund Freiheit der Wissenschaft, 2003, 28 S.
  • Josef Kraus; Heike Schmoll; Jörg-Dieter Gauger: Von TIMSS zu IGLU. Eine Nation wird vermessen. [Konrad-Adenauer-Stiftung]. Redaktionelle Bearbeitung: Jörg-Dieter Gauger. Sankt Augustin : Konrad-Adenauer-Stiftung, 2003, 147 S., ISBN 3-933714-94-X (Zukunftsforum Politik; Nr. 56)
  • In der Grundschule geht es nur um 24 Wörter. Mich ärgert das Krisengeheule von Pseudopädagogen, die behaupten, eine Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung sei den Schülern nicht zumutbar. In: BILD am SONNTAG Nr. 33 vom 15. August 2004, S. 47 - VRS-Forum
  • Der Pisa-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale fördern können. Wien: Signum, 2005, 247 S., ISBN 3-85436-376-1
  • Schule im Würgegriff der PISA-Kampagne? [Hrsg. CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages]. Dresden: CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages, 2005, 30 S. (Schriftenreihe zu Grundlagen, Zielen und Ergebnissen der parlamentarischen Arbeit der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages; Bd. 37) (Johann-Amos-Comenius-Club Sachsen)
  • Schluß mit dem Ausverkauf! Den traurigen Niedergang der Union, ihre bedingungslose Kapitulation vor dem Zeitgeist und den allgemeinen Verfall unserer Parteiendemokratie erörtern, obwohl sie niemand darum gebeten hat Arnulf Baring, Josef Kraus, Mechthild Löhr, Jörg Schönbohm. Redaktion: Alexander Kissler. Berlin: Landt, 2011, 126 S., ISBN 978-3-938844-26-7

Literatur

Biographisches

  • Josef Kraus. In: Wer ist wer? Das deutsche Who's who, 2005
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2005

Medienecho (Auswahl)

  • Peter Baier: Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus über PISA. Mit mehr Deutschunterricht zum Erfolg. In: Bayernkurier, Jahrgang 53, Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 2002 („Einer, der den nationalen Ländervergleich der Pisa-Studie genau unter die Lupe genommen hat, ist Josef Kraus, Oberstudiendirektor und Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. [...] Josef Kraus, der das Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg (Landkreis Landshut) leitet, ist Lehrer für Deutsch und Sport und außerdem Diplom-Psychologe. [...] 'Die Rechtschreibreform hat das ihre dazugetan, um schulische Leistungen zu senken.' Untersuchungen zeigten, dass in einigen wenigen Bereichen die Fehlerquote im Rechtschreiben zwar sank, dafür aber insgesamt eine wesentlich höhere Anzahl von Fehlern hinzukam. [...]“)
  • Christine Burtscheidt: Die Entzauberung von Pisa. In wenigen Tagen werden die Ergebnisse einer neuen Pisa-Studie veröffentlicht. Warum ein Lehrer die Untersuchung schon jetzt für „Täuschung“ und „reine Propaganda“ hält. In: Süddeutsche Zeitung vom 7. Juli 2005 (Zu Kraus: „Der Pisa-Schwindel“) - http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/276/56220/
  • Jan Fleischhauer und Christoph Schmitz: Hit und Top, Tipp und Stopp. Seit dem 1. August 2005 gilt die neue Rechtschreibung in den meisten Bundesländern als verbindlich, die Lehrer aber können sie kaum durchsetzen. Die Bevölkerung hat die Reform ohnehin nicht akzeptiert. In den deutschen Schulen herrschen Unsicherheit, Verwirrung - und kollektiver Ungehorsam. In: DER SPIEGEL 1/2006 vom 2. Januar 2006, S. 124-132 - SPIEGEL

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Manfred Riebe: Josef Kraus, ein Schulleiter gegen die Rechtschreibreform, 4. August 2006 - VRS-Forum
  • Josef Kraus - Wikipedia
  • Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium - im Netz
  • Deutscher Lehrerverband - im Netz
  • Aktion „Lebendiges Deutsch“ - im Netz
  • Portal:Bildung und Schulwesen - Wikipedia
  • Josef Kraus. In: Prominente Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache - im Netz
  • Pisa-Studien - Wikipedia
  • Interview mit Josef Kraus auf FreieWelt.net - im Netz
  • Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. - im Netz

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hermann Zabel (Hrsg.): Keine Wüteriche am Werk. Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Hrsg. in Verbindung mit der Gesellschaft für deutsche Sprache. Hagen: Reiner Padligur Verlag, 1996, S. 68 ff.
  2. Peter Baier: Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus über PISA. Mit mehr Deutschunterricht zum Erfolg. In: Bayernkurier, Jahrgang 53, Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 2002
  3. Volker Corsten: Und was passiert in den Schulen? Die Basis: Was Lehrer von einer Reform der Reform halten. In: Welt am Sonntag vom 8. August 2004 - WamS
  4. Josef Kraus: Wir brauchen eine schulische Offensive für die deutsche Sprache. Thesen von DL-Präsident Josef Kraus zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2006 - im Netz
  5. Rechtschreibung: Krieg der Argumente. Fernsehsender N24 vom 10. August 2004 - im Netz
  6. "Bildung ist viel mehr als PISA. Josef Kraus, Präsident des Lehrerverbandes, fürchtet, dass bedeutsame Schulfächer unter die Räder der Verwertbarkeit geraten", Interview in NRZ AM SONNTAG, 23. November 2008

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